Was kann der Grund sein, dass eine Absolventin von vier Studien, die obendrein neben dem Studium immer fleißig gearbeitet hat, keine Einladungen zu Bewerbungsgesprächen erhält? Meine Kundin sitzt ratlos neben mir und ich mache mich auf die Suche. Als ich ihre Bewerbungsunterlagen durchsehe, fallen mir als erstes die vielen Informationen auf, mit denen sie die Leser überfordern dürfte. Jede Weiterbildung, alle Praktika, die sie je absolviert hatte, wurden von ihr sorgfältig aufgelistet. Und das Bewerbungsschreiben ist definitiv zu lang. Die Fülle an Informationen macht es schwer herauszufinden, worin sie wirklich gut ist. Und hier liegt auch der Haken. Nun ein paar Tipps, wie Sie es anders machen können.
Wichtige Informationen attraktiv darstellen
Es ist der Job der Bewerbenden, ihre Kompetenzen für die nächste Arbeitsstelle so darzustellen, dass es für Personaler:innen wie Arbeitgeber ein Leichtes ist, ihre:n Idealkandidat:in in einer Person zu erkennen. Die reine Auflistung von Ausbildungen und Erfahrungen reicht nicht aus, ganz im Gegenteil, wenn die Personaler:innen keinen roten Faden erkennen können, sind Sie raus. Vor allem, wenn Sie unterschiedliche Studienrichtungen absolviert und in unterschiedlichen Bereichen gejobbt haben. Bei jeder Information, die man im Lebenslauf anführt, muss man sich selbst überlegen, ob diese Info die Lesenden unterstützt, sein Potential für die Firma zu erkennen. Sonst muss man es weglassen, oder förderlich umformulieren. Beim Weglassen ist zusätzlich darauf zu achten, dass dadurch keine Lücken entstehen, sonst erzeugt man das nächste Fragezeichen oder „Nein danke“ im Kopf des Gegenübers.
Beispiele für Ihren Lebenslauf:
1) Hinderliche Wörter: NLP Ausbildung – kann beim Leser NLP negativ behaftet sein? Dann schreiben Sie statt NLP Trainer:in, einfach nur Trainerausbildung bei Firma XY.
2) Geringgeschätzte Jobs: Wenn man 10 Jahre geringfügig als Verkäufer:in neben dem Studium gearbeitet hat, aber in der Projektentwicklung von Kundenangeboten im Kulturbereich unterkommen möchte, stellt sich die Frage, ob die Tätigkeit als Verkäufer:in einen dominanten Platz im Lebenslauf einnehmen sollte. Positiv wirkt, dass man langfristig für eine Firma arbeiten kann und dass seine Arbeit offensichtlich geschätzt wird, sonst wäre man eh schon gekündigt worden. Aber die Tätigkeiten Kassa und Verkauf wirken jetzt nicht wirklich anziehend und haben keine Aussagekraft für die Wunschposition. Vielleicht wäre es hier besser folgendes zu formulieren: Meiner Leidenschaft „Umgang mit Kunden und sie glücklich machen“ nachgehen. Wir müssen lernen nicht nur unsere Tätigkeiten aufzulisten, sondern auch zu vermitteln, was wir gerne tun und worin wir gut sind.
3) Und wenn man viele Praktika gemacht hat, sollte man die Essentiellen nach der Ausbildung gut ersichtlich auflisten und den Rest komprimiert unter „berufliche Erfahrung zur Finanzierung des Studiums“ zusammenfassen. Und bei jenen Praktika, die für den nächsten Job relevant sind, achten Sie darauf, jene Tätigkeitsbereiche anzuführen, die der Leser vermutlich im Lebenslauf vorfinden will, um Ihnen die Kompetenz für die Position zutrauen zu können. Als Beispiel: Außerdem würde ich neben dem Wort Praktikum, die Haupttätigkeit hinzufügen, weil das Wort Praktikum schlicht keine Aussagekraft hat. Ihr Hauptaufgabengebiet muss ins Auge springen. Also Praktikant:in Bewerbungsmanagement, Praktikant:in Marketing, etc.
4) Bei Interessen vermisse ich immer wieder einen Bezug zur Arbeit. Wenn Sie an Ihrer Arbeit wirklich Interesse haben, dann schreiben Sie unter „Interessen“ bitte auf, womit Sie sich in Ihrer Freizeit beschäftigen. Ich zum Beispiel lese viel Fachliteratur und beobachte Menschen gerne bei Ihrer Arbeit. Also wenn Sie im Kultursektor arbeiten, fügen Sie „Recherchen zu neuen Kulturprojekten auf der ganzen Welt“ hinzu. Das macht Sie authentischer. Natürlich nur, wenn es stimmt.
5) Eine:r meiner HTL Schüler:innen kam auf die Idee unter Berufserfahrung Übungen aus der Schulwerkstätte anzuführen. Super! Zu glauben, dass jeder weiß, was die Schüler:innen in der Werkstätte lernen, ist falsch. So wissen die Abteilungsleiter:innen leichter, wo sie die Schüler:innen in einem Praktikum einsetzen können.
6) Entweder im Anschreiben oder im Lebenslauf sollten Sie auch über Ihre Erfolge sprechen. Das Auflisten von Tätigkeiten löst kein Must have beim Anderen aus. Wir werden für unsere Erfolge gekauft, Tätigkeiten kann jeder ausführen, liebe Leute, die Frage ist nur, wie gut? Also im Bereich Berufserfahrung führen Sie Ihre Position, dann den Arbeitgeber und darunter Ihre Tätigkeiten an. Und danach sollten Sie einen Erfolg in der jeweiligen Position anführen. Zum Beispiel: Erfolgreiche Etablierung einer neuer Produktlinie; Umsatzsteigerung ….; Erfolgreiche Projekte anführen; Markteintritte; Filialeröffnung; etc. Erfolge lösen beim anderen die Hoffnung aus, dass wir die Erfolge in ihrem Unternehmen wiederholen und machen unsere Kompetenzen deutlich.
Also das Wichtigste ist, dass man wie in der Bewerbung wie bei der Bewerbung von Produkten vorgeht. Die wichtigsten Schlüsselwörter, die signalisieren, dass das Produkte das kann, was ich brauche, sollten auch im Lebenslauf deutlich erkennbar dargestellt werden. Und all jenes, das nicht wichtig ist, weg lassen, oder minimiert, um dem Lesenden das Leben zu erleichtern, statt zu überfordern.
Und wenn Sie auch eine Idee haben, wie man einen Lebenslauf „anders“ schreiben kann, lassen Sie es mich unter office@doria.at wissen.
Tipps für ein wirkungsvolles Anschreiben gibt es HIER!