Ich sage immer: “Eine Stärken/Schwäche Analyse darf man niemals nur über das eigene Unternehmen machen, sondern vor allem über seine Kunden. Mit der eigenen SWOT-Analyse bekommt man gute Produkte, mit der fremden SWOT-Analyse bekommt man gute Kund:innen.”
Eine SWOT-Analyse soll helfen eigene Stärken (Strenghts), Schwächen (Weaknesses), Chancen (Opportunities) und Risiken (Threats) heraus zu finden. Wenn Sie meinen, Sie mögen über negative Einflüsse nicht nachdenken, weil es Sie im Weiterkommen behindern könnte, vergessen Sie es, Sie müssen sie kennen. Nur so wissen Sie worüber Sie nicht sprechen dürfen. Und das ist wichtig. Über was spricht denn eine Fast Food Kette in der Fernsehwerbung, über das Rindfleisch mit AMA Gütesiegel, oder über den Käse darin, der nie in seinem Leben ein Käse sein wird? Wenn ich weiß, dass mein Käse, weil er aus, was weiß ich auch immer besteht, ein Hindernis werden könnte, dann rede ich einfach nicht darüber. Denn unser Hirn und vor allem unser Unbewusstes nimmt nur wahr, was offensichtlich ist. Das heißt, wenn man alle Produkte in einem Werbespot sieht, z. B. Fleisch, Tomate, Brot, Käse, Salz, Ketchup und es wird nur über das Fleisch mit AMA Gütesiegel gesprochen und die anderen Produkte nur bildlich dargestellt, dann nehmen wir unbewusst an, dass die anderen Produkte auch gut sind. So simple ist das. Intelligent von der Fast Food Kette, oder? Und deshalb müssen Sie wissen, welche Hindernisse Sie gekonnt umspielen sollen und welche Stärken andere tief beeindrucken können.
Also diese Methode SWOT wurde in den 60er Jahren an der Harvard Business School für Unternehmen entwickelt und dient der g’scheiten Planung. Wichtig dabei ist, die Stärken und Schwächen immer intern (vom Produkt selbst, von Mitarbeiter:innen, dem Unternehmen selbst…) und die Chancen und Risiken extern (von Mitbewerber:innen, Zulieferer:innen, Kund:innen,…) zu betrachten. Danach geht man her und untersucht, wie man Stärken und Chancen miteinander potenzieren und wie man Schwächen und Risiken minimieren kann. Sonst bleibt das Werkl eine reine Bestandsanalyse, dafür steht der Aufwand, wenn ich ehrlich bin, nicht. Bevor man sich an diese Analyse heranmacht, muss klar sein, wofür (Ziel) sie umgesetzt wird, für ein Projekt, für ein neues Unternehmen, ein Produkt oder eine Person. Und man muss sie ständig auf den aktuellen Stand halten. Im Prinzip in unserer heutigen Schnelllebigkeit, alle Augenblicke. 😉 Zur Verdeutlichung lesen Sie ein Beispiel anhand eines Unternehmens, danach wenden wir die SWOT Analyse am ICH Branding an.
Beispiel SWOT ANALYSE bei dem Bioeierhersteller EIERREICH
Eigene SWOT: Eierreich soll durch Grünleger erweitert werden
(Hühner die grüne Eier legen, die Cholesterin frei sein sollen)
Stärken (intern): Beste Vorraussetzung Hühnerstall, -wiese, -nester etc. sind vorhanden, Erfahrungen auch, wir finden grüne Eier herrlich, Biozertifikat ist da.
Schwächen (intern): Habicht steht auf Hühner und reißt ein Huhn pro Monat, Forschungsergebnisse für cholesterinfrei sind noch wackelig.
Chancen (extern): in England boomt der Markt von Grünlegern gerade, wegen cholesterinfrei. Deutschland beginnt auch schon. Die österreichischen Kunden suchen auch schon nach gesunden regionalen Bioprodukten mit Mehrwert (Cholesterin arm). Ostern (kein Eierfärben mehr ;-))
Risiken (extern): keine Biogrünleger in der Steiermark, Kunden wollen pro Ei nicht so viel Geld ausgeben. Andere, vor allem große Eierlieferanten, erkennen den Markt auch und könnten aufgrund ihrer Größe leichter und schneller beliefern.
Minimieren Schwäche/Risiko:
1. keine Biogrünleger vorhanden: Biogrünleger Eier kaufen und selbst ausbrüten (wir haben nämlich ein paar ganz gierige Brüterinnen).
2. Forschungsergebnisse: Werbung: Zum Beispiel über den Hype in England berichten, in Bezug auf Themen, wo sie ebenfalls schon Vorreiter waren (Wenn jemand bereits wo erfolgreich war, dann trauen wir diesen Menschen und Ländern auch mehr zu. Das hat wieder etwas mit unserem Unterbewussten zu tun).
fremde SWOT: über einen großen steirischen Eierproduzent mit Interesse an Grünlegern
Stärke (intern): Alteingesessenes Unternehmen. Guter Ruf. Kann bei einer eventuellen Nichtabnahme der grünen Eier über die anderen Eier Einnahmen sichern. Arbeitet mit regionalen Bauern.
Schwäche (intern): Bei Krankheiten der Tiere wird es eng. Und seine Eier sind nicht Bio.
Chance (extern): Die Nachfrage kann er in ganz Österreich abdecken.
Risiko (extern): Ausländischer Markt kann ihn mit Billigeiern verdrängen. Kunden, die bewusst nur kleine regionale Anbieter bevorzugen und ihn vermeiden.
Unsere Chance aufgrund des Mitbewerbers: Dieser Mitbewerber ist an einer Kooperation interessiert. Und der Wunsch aus der Bevölkerung an kleinen Nischenanbietern wächst ständig. Patenschaftkonzept wird für Bioeierfans ausgearbeitet.
Beispiel SWOT Analyse beim ICH Branding
Eigene SWOT: Jus Studentin mit keiner Berufserfahrung auf Jobsuche
Stärken (intern): Abschluss mit ausgezeichnetem Erfolg, hohes Interesse an Gerechtigkeit.
Schwächen (intern): lehne Arbeit in einer Anwaltskanzlei ab, habe zu lange studiert.
Chance (extern): Gerechtigkeit, Gender, Diversity werden in der Gesellschaft immer wichtiger, Unternehmen brauchen mehr Juristen, da es vermehrt zu Klagen und Streitereien kommt.
Risiko (extern): es gibt so viele Jusstudenten und alle buhlen um die ersten Berufserfahrungen.
Minimieren einer Schwäche: das zu lange Studieren intelligent begründen. Ich habe zwischendurch gejobbt, darüber könnte ich eine Studie schreiben: Analyse und Erkenntnisse über Verstrickungen am Arbeitsplatz und mögliche Vorkehrungen
Fremde SWOT: Jusstudenten mit kurzer Studienzeit auf Jobsuche
Stärke (intern): Studium in Mindestzeit, gute Noten, oft gutes Vitamin B, brauchen nicht schnell einen Job wegen Elternsponsoring.
Schwächen (intern): haben absolut keine Erfahrung mit Arbeit und Dienstverhältnissen.
Chancen (extern): bekommen auf Grund Vitamin B von Unternehmen einen Job angeboten.
Risiko (extern): Aufgrund Vitamin B: Unternehmen trauen ihnen nicht so viel zu, Bekannte reden hinterm Rücken über Inkompetenz.
Meine Chance aufgrund der Mitbewerber: Ich kann Begeisterung für einen Job ehrlicher rüberbringen, als jemand der sich seines Jobs sicher ist. Meine Studie beweist Kompetenz und Umsetzungsstärke. Ich werde einen Blog beginnen, darin meine Interessen bekunden und hohes Know how anbieten. Aufgrund dieser Tätigkeiten (Studie & Blog) kann ich jetzt die oft gewünschte erste Berufserfahrung mit bringen.
Aufgrund des Vergleiches der eigenen und fremden SWOT Analyse entstehen neue Perspektiven und negative Glaubenssätze können sich in Luft auflösen. Die SWOT Analyse ist eine ideale Methode um mehr „gesundes“ Selbstbewusstsein zu erlangen und die Basis für Ihren USP – Ihr Alleinstellungsmerkmal, das Sie brauchen, um sich aus der Masse abzuheben und für Ihren zukünftigen Arbeitgeber interessant zu wirken.
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