Wie starte ich Richtung Traumjob?

Dieser Coachingfrage von Hanna Schwarzmüller ging ich im Rahmen des Karrierecoachings der Zeitschrift MEINE WOCHE in der Straßenbahnlinie Nummer vier in Graz nach. In Zeiten von NEW WORK und der Generation Z wünschen sich immer mehr Menschen einen Traumjob. Noch nie war Sinnhaftigkeit am Arbeitsplatz so sehr gefragt, wie heute. Während früher Geld und Position wichtig waren, geht es heute um Nachhaltigkeit, Selbstverwirklichung, Freude am Arbeitsplatz, Mitspracherecht und Freiheit. Aber genau dieser Sinn-Dschungel erschwert es Menschen, den richtigen Job zu finden und führt geradewegs in die Ungeduld. Wie es in neuen Zeiten gelingen kann, zeige ich in diesem Beitrag. 

Wenn ich an meine ersten Gehversuche im Berufsleben zurück denken, erinnere ich mich an interessante Jobs, gute Bezahlung und es ging ganz einfach bergauf. Was ich werden wollte? Ich hatte Null Ahnung. Der Weg entstand im Gehen und im Chancen erkennen und nutzen. Man muss Dinge einfach ausprobieren, im Vorfeld werden wir nie wissen, ob es uns gefällt. Das wäre ja Hellseherei. Wir müssen in die Sache hinein und daraus Erkenntnisse gewinnen und diese für die Zukunft nutzen. Wenn man ein Arbeitsfeld kennenlernt und einem das nicht gefällt, dann muss man das ändern oder sich davon verabschieden, aber bitte nicht weiterleiden. Davon hat niemand etwas. Wobei ich die Veränderung bevorzuge, lernen Dinge zum Besseren zu wenden, davonlaufen darf immer nur die Notlösung sein. Eine Freundin war während des Studiums als Kellnerin tätig und sie hasste diese Tätigkeit, sie meckerte darüber, was das Zeug hergab. Hatte sie damit aufgehört? Nein. Sie blieb dabei, nörgelte weiter und beim ersten Bewerbungsgespräch für eine Position in der Personalabteilung wurde dies zu ihrem Verhängnis. Dort hat sie nämlich auch über ihren alten Job genörgelt. Das kam nicht gut an, gar nicht gut. Dauerhaftes Unglück wirkt sich nachhaltig auf andere Bereiche aus.

Unglücklichsein wäre mir nie eingefallen. Ich jobbte als Rezeptionistin in Hochsölden. Ich liebte mein Umfeld – das Hotel lag mitten auf der Schipiste auf 2000m Höhe – und ich konnte fast täglich ein paar Schwünge in der weißen Pracht vollziehen. Der Umgang mit den Gästen war definitiv mein Ding, sie schätzen und lobten mich und wir hatten Spaß ohne Ende. Und wenn es Probleme gab, war ich zur Stelle und mir viel immer eine gute Lösung ein. Die Reservierungen, der trockene Briefverkehr oder die langweilige Buchhaltung hingegen konnten nie mein Herz gewinnen. Deshalb stand für mich nach der Saison fest: Am attraktiven Umfeld und an Menschen halte ich fest, den Rest, also der langweilige Part, muss sich minimieren. Das Ergebnis: Reiseleiterin in Griechenland. Sommer, Sonne, Sand und Meer; eine Agentur, die lästige Büroarbeit übernahm; Gäste, die mich mit Lob und Geschenken verwöhnten; äusserst viel Kohle :-). So lässt es sich arbeiten! Ach ja, das hätte ich fast vergessen: 7-Tage Woche, 12 Arbeitsstunden pro Tag, unerträgliche Hitze, Stress. Aber das störte mich nicht, all die positiven Rahmenbedingungen und der Job selbst machten die viele Arbeitszeit zu Nichte.

Was ich damit sagen will: Den perfekten Job gibt es nicht! Verabschieden Sie sich von dieser Illusion des alles muss 100% sein. Es gibt ihn genauso wenig, wie es einen perfekten Mann gibt. Ich bin jetzt alt genug, um da mitreden zu können. Was wir aber sehr wohl können, wir können ihn zu unserer Zufriedenheit gestalten. Auch den Mann. 🙂

Erste Schritte Richtung Traumjob

1. INDIVIDUELLE MOTIVATIONSSTRATEGIE analysieren

Kommen wir nun zu jenen Faktoren, die Sie dabei unterstützen, den bestmöglichen Job zu finden. Beginnen Sie Ihre individuelle Motivationsstrategie auszuarbeiten. Erinnern Sie sich dazu an jene berufliche Situation in Ihrem Leben, in der Sie wirklich glücklich waren, Erfüllung erfuhren. Dies kann eine lange Tätigkeit gewesen sein, als auch nur ein paar Stunden gedauert haben. Wichtig ist, dass Sie in dieser Arbeitssituation voll und ganz aufgegangen sind. Dieser Job kann entweder erst vor Kurzem oder schon vor längerer Zeit stattgefunden haben. Beim letzten Arbeitgeber, im Studium, bei einem Praktikum, bei einer freiwilligen Tätigkeit – egal wo, Hauptsache glücklich. Sobald Sie sich an eine tolle Tätigkeit erinnern, beginnen Sie, sich der dabei wichtigsten Elemente bewusst zu werden. Was hat diese Arbeit so unglaublich unwiderstehlich gemacht? Welche Faktoren haben das Glücklichsein beeinflusst? Zum Beispiel: die Zeit verflog im Flug; tolles Team; Verantwortung übertragen bekommen; Spaß erlebt; Kompetenzen einbringen können; Führen dürfen; Ideen eingebracht; Prozesse eingeführt; Probleme gelöst; alleine gearbeitet; Ziel erreicht; Texte verfasst; Menschen zugehört; Lob erhalten; etc. Schreiben Sie alle Faktoren auf, die Ihnen einfallen und fassen Sie danach Ihre fünf bis sieben wichtigsten Punkte auf einem schön gestalteten Papier zusammen. Diese Faktoren machen Ihre individuelle Glücksstrategie aus. Wenn im Job alle Faktoren erfüllt werden, empfindet man einen Job als Traumjob. Deshalb prägen Sie sich nun Ihre Motivationsfaktoren ein, Sie müssen sich dieser ständig bewusst sein, denn Sie alleine sind dafür verantwortlich diese Faktoren am Leben zu halten. Wenn Sie zum Beispiel Spaß brauchen und gerade alle um Sie herum Trübsal blasen, dann ist es Ihr Job gute Laune wieder hinein zu bringen, nicht die der anderen. Es ist einer Ihrer Motivationsfaktoren, wenn Spaß für Sie wichtig ist, dann sorgen Sie dafür, dass Lachen möglich ist. Leider schieben viele Menschen zu gerne die Schuld auf andere. Zu warten bis der andere etwas ändern ist mühselig. Also ich bevorzuge ein sauberes Haus. Zu hoffen, dass mein Mann das erledigt, gleicht der Hoffnung, dass auf der Welt Frieden herrscht. Dem ist das Wurscht, ob sich am Boden zahlreiche Krümmel gerade ein neues Zuhause einrichten. Dieser Motivationsfaktor ist bei ihm nicht existent, deshalb wäre es sinnlos und reine Nervensache darauf zu hoffen. Keine Krümmel sind ein Faktor meiner Motivationsstrategie in Sachen Traumheim, also mein Business.

Sobald Sie also Ihre Motivationsstrategie „Traumjob“ gefunden haben, gilt es nun diese Motivationsfaktoren am Leben zu erhalten. Und wenn ein Faktor umfällt, muss man diesen sofort reparieren. Ein Sch****job entsteht nicht von heute auf morgen, der kommt schleichend. Step by Step nähert der sich an, unauffällig, ruhig und äußerst gerissen. Seine Strategie: einen Motivationsfaktor nach dem anderen versetzt er den Todesstoß. Und wenn mal alle gefallen sind, dann und nur dann, wird es so richtig zach aus der Sch**** wieder rauszukommen. Alle sieben Motivationsfaktoren wieder herzustellen, das ist wirklich harte Arbeit und die Gefahr steigt zu resignieren und das Unglück nimmt seinen Lauf. Wenn wir aber die Demontage des ersten Motivationsfaktors rechtzeitig erkennen und daran arbeiten, diesen wieder herzustellen, dann ist dies relativ leicht. Sieben gleichzeitig wieder aufrichten zu müssen ist Schwerarbeit. Deshalb achten Sie in Zukunft immer auf die Faktoren Ihrer Motivationsstrategie, schreiben Sie sie groß auf, am besten notieren Sie sie am Spiegel im Bad, da schauen wir ja bekanntlich am meisten hinein oder als Erinnerung/Notiz im Handy. Einmal in der Woche überprüfen Sie diese Faktoren auf ihre Existenz und wenn Sie erkennen, dass einer kippt machen Sie sich an die Arbeit. Zum Beispiel: Sie brauchen Lob, aber das letzte positive Feedback liegt schon lange zurück. Dann überlegen Sie, was Ihnen in letzter Zeit Gutes gelungen ist und sprechen mit jener Person darüber, von der Sie glauben, dass sie Ihrer Meinung ist und lassen Sie sich in Ihrer Arbeit bestätigen. Sie werden sehen, danach geht es Ihnen wieder besser.

Die Faktoren Ihrer Motivationsstrategie können Sie auch in Stelleninseraten oder im Bewerbungsgespräch abklären und so leichter herausfinden, ob der zukünftige Job zu Ihnen passt. Wenn Ihnen drei Faktoren nicht geboten werden können und diese auch von Ihnen nicht geändert werden können, weil die Umstände es einfach nicht zulassen und Sie nehmen den Job trotzdem an, dann sind die anderen nicht schuld, sondern Sie. Sie hätten sich dann gegen Ihre Motivationsstrategie entschieden. Das Unglück ist somit vorprogrammiert. Das ist so ähnlich, als wenn man trotz Milchallergie, Milch konsumiert. Wenn dann das stille Örtchen zum Mittelpunkt des Lebens wird, braucht man sich über diese Folgen nicht wundern.

Manche Motivationsfaktoren können Sie im Laufe des Berufsleben natürlich ändern. Deshalb gilt es, sie in regelmäßigen Abständen zu aktualisieren. Ich mache das so einmal im Jahr. Aus meiner Erfahrung mit meinen Kunden, ändert sich die Glücksstrategie immer nur geringfügig.

Also Regel Nummer eins: Finde deine Motivtionsstrategie. Achte darauf, dass ihre Faktoren aktiv sind. Überprüfe ihre Gültigkeit und passe sie gegebenenfalls an.

2. WUNSCHKANDIDATEN suchen

Nachdem Sie erkannt haben, was Ihre erfüllende Tätigkeit ausmacht, sollten Sie herausfinden, für wen Sie arbeiten möchten und es auch begründen können. Die meisten Menschen gehen in der Bewerbung den scheinbar einfachen Weg. Sie warten auf eine Ausschreibung und dann schreiten sie zur Tat. Die wenigsten können mir ad hoc auf folgende Fragen antworten: Für welches Unternehmen möchten Sie unbedingt arbeiten? Wer steht auf Ihrer Wunschliste? Die meisten starren mich bei dem Wort „unbedingt“ ungläubig an. Meistens ist auch gleich die vermeintliche Antwort „für niemanden“ in ihren Augen zu lesen. Die versteckt sich zwischen Iris und Pupille. Und im Versteckspielen, ist sie leider grottenschlecht. Die Antwort ist nicht nur für mich sichtbar, auch für ihr Gegenüber beim Bewerbungsgespräch. Wieso soll sich jemand für Sie entscheiden, wenn Sie nicht wirklich, also ich meine aus voller Überzeugung, für ein Unternehmen brennen? Es ist längst bewiesen, dass Menschen mit Begeisterung bessere Arbeit leisten, als jene, mit dem Wurschtigkeitssyndrom. Da hilft die beste Ausbildung nichts. Dieses „passt schon“ Verhalten scheint zur Zeit immer mehr Menschen heimzusuchen. Unternehmen wünschen sie jedoch Mitarbeiter, die sich für sie voll und ganz einsetzen. Eine Studie aus Deutschland zeigt auf, dass nur 16% aller Mitarbeiter:innen sich voll und aus eigenem Engagement für die Ziele eines Unternehmens einsetzen. Ca. 65% vollbringen Dienst nach Vorschrift und die restlichen haben innerlich bereits gekündigt. Das ist doch traurig. Das würde bedeuten, dass um die 80% der Menschen bei der Arbeit nicht glücklich sind. Dann braucht uns die Burnout-Rate auch nicht wundern.

Begeisterung ist übertragbar. Und diese gilt es beim Bewerbungsgespräch, als auch schon vorher beim Bewerbungsschreiben, zu versprühen. Aber woher Begeisterung nehmen, wenn nicht stehlen? Sie müssen sie selbst schaffen. Ja ich weiß, das klingt anstrengend, aber ich verspreche, es wirkt. Und ich verrate, wie Sie zu mehr Begeisterung gelangen. Zu allererst erstellen Sie sich eine Liste mit zwei Spalten. In der einen Spalte notieren Sie alle Unternehmen, die für Ihre Ausbildung oder Fähigkeiten in Frage kommen. Um mehr zu finden, als jene, die aufgrund ihrer Markenstärke in unseren Köpfen herumschwirren, hier ein paar Tipps zur Unternehmenssuche.

Googeln Sie nach den erfolgreichsten und beliebtesten Arbeitgebern. Oder suchen Sie nach Firmen auf diversen Plattformen:
https://news.kununu.com/beste-arbeitgeber-oesterreich/
http://www.trendtop500.at
https://www.greatplacetowork.at/beste-arbeitgeber/europa
http://www.karriere.at/firmen

oder bewerben Sie sich bei Startups:
https://www.greenrocket.com
https://www.conda.at/crowdinvesting/oesterreich/
https://www.startus.cc/companies

Füllen Sie Ihre Liste fürs erste mit circa 20 bis 30 Unternehmen aus Ihrer Region, Österreich oder über den ganzen Globus verteilt. Je nachdem, wie ortsgebunden oder -ungebunden Sie sind. Wenn die Liste fertig ist, dann machen Sie sich an die zweite Spalte. Darin führen Sie jene Gründe an, die es wert machen, für ein Unternehmen alles zu geben. Achtung, nur Gründe, die ein „Sch**** mich an, ist das geil“ bei Ihnen auslösen. Verzeihen Sie mir an dieser Stelle, die vulgäre Ausdrucksweise. Aber nur starke Gefühle treiben uns an, Dinge zu erreichen oder Höchstleistung zu bringen. Schon Augustinus sprach: In dir muss brennen das Feuer, das du in anderen entfachen möchtest.

Zu jedem Unternehmen überlegen Sie in der zweiten Spalte: Was ist der für mich beste Grund, dort zu arbeiten?
Was bringt es mir für meine Gegenwart und Zukunft? Nur wenn wir einen Nutzen generieren, entwickeln wir jene Motivation, die uns so richtig pusht. Die richtigen Gründe findet man auch nicht unbedingt in ein paar Minuten, dazu bedarf es Recherchearbeiten und viel Überlegung. Gründe könnten sein: Produkte, die dort erzeugt werden. Nachhaltigkeitsthemen, die das Unternehmen verfolgt. Das dynamische Team. Das hohe Gehalt. Die Position, die Ihnen einen gewaltigen Schritt auf Ihrer Karriereleiter ermöglicht. Selbstverwirklichung durch die Tätigkeit. Menschen, von denen Sie profitieren oder lernen können. Der Markenname der Firma in Ihrem Lebenslauf. Die Vision des Unternehmen. Es gibt unzählige Gründe, die ich hier nicht alle nennen kann. Durchforsten Sie die Homepages der Unternehmen, fragen Sie Freund:innen, was auch immer, finden Sie gute Gründe, wo zu arbeiten. Wenn Sie mit Ihrer Liste fertig sind, dann markieren Sie jene, die Ihnen am Attraktivsten erscheinen. Mit diesen positiven Gedanken im Kopf steigt die Qualität Ihrer Bewerbung. Nur wenn wir etwas wirklich wollen, geben wir auch nicht so schnell auf, sondern bleiben dran und erreichen unsere Ziele.

Regel Nummer zwei: Gehe aktiv auf Unternehmenssuche, erstelle eine Liste potenzieller Arbeitgeber und finde die besten Gründe, für ein Unternehmen zu arbeiten.

3. EIGENE INTERESSEN finden

Wenn man weiß, was man will, ist es eigentlich gar nicht so schwierig einen Traumjob zu finden. Aber was tun, wenn man sich nicht mal bei der Richtung sicher ist? Immer mehr Menschen wissen trotz einer fundierten Ausbildung nicht, was sie arbeiten wollen. Und manche kommen nach der Ausbildung drauf, dass ihr bisheriger Weg, der falsche war. Autsch, das tut natürlich weh. Egal, was in Ihrem Leben bisher geschah, das Vergangene gilt es für die Zukunft zu nutzen. Ein Conclusio des Buches „Outliers“ von Malcolm Gladwell lautet, wenn du etwas 10.000 Stunden getan hast, bist du darin gut. Deshalb ist es von Vorteil, von dem was man schon oft gemacht hat, mehr zu tun. Jedes Mal, wenn Sie in Ihrem Leben einen komplett neuen Weg einschlagen, beginnen Sie bei null. Ihr Nachteil dabei ist, dass Sie dann wieder ein Anfänger sind und vor Ihnen liegen 10.000 Stunden Training in einem neuen Gebiet. Bei ihrem Durchbruch 1964 hatten die Beatles bereits 1.200 Bühnenauftritte hinter sich, bezahlte wie unbezahlte. Und weiters schreibt Gladwell, dass man herausgefunden hatte, das Elitemusiker im Alter von 20 Jahren insgesamt 10.000 Stunden Übung am Buckel hatten, Amateur kamen in Vergleich nur auf 2.000 Stunden. Je öfter Sie etwas tun, umso besser werden Sie darin. Gepaart mit Leidenschaft, umso exzellenter. Also üben, üben, üben.

Finden Sie nun heraus, worin Sie bisher wirklich gut waren und sind und wovon Sie beruflich träumen. Schreiben Sie dazu auf ein Papier groß das Wort KÖNNEN und notieren Sie all Ihre Stärken. Befragen Sie dazu Freund:innen und Bekannte, worin sie denken, dass Sie exzellent sind. Um welche Stärken beneiden sie Sie? Für welche Aufgaben wurden Sie von Chefs und Kolleg:innen gelobt? Worauf sind Sie in Ihrem beruflichen Leben stolz? Welche Tätigkeiten gehen Ihnen ganz leicht von der Hand? Was haben Sie schon zig tausendmal erledigt und sind aufgrund dessen darin wirklich gut? Auf das nächste Blatt schreiben Sie das Wort WOLLEN und listen Sie dort jene Ideen und Träume auf, die Ihnen bereits des Weges kamen oder jetzt durch das bewusste Nachdenken in den Sinn kommen. Fragen Sie sich auch: Welche einzelnen Themen faszinierten Sie bei Ihrer Ausbildung am meisten, selbst wenn die Gesamtausbildung nicht mehr Ihren Vorstellungen entspricht? Was wollen Sie mit Ihrem Leben anfangen? Wofür interessieren Sie sich am meisten? Womit würden Sie beruflich beginnen, wenn Sie wüssten, es gelingt Ihnen mit Sicherheit? Und sollten Sie zu jenen Menschen zählen, denen hier absolut nichts einfallen will und ich spreche aus Erfahrung, das betrifft mittlerweile ca. 10% meiner befragten Seminarteilnehmer:innen, dann stellen Sie sich vor, jemand macht Ihnen folgendes Angebot. Sie erhielten 1 Mio Euro geschenkt, womit würden Sie beginnen, damit das Geschenk Sinn macht? Manch eine:r hatte mir schon darauf geantwortet, man würden sich einfach ein tolles Haus leisten. Meine Gegenfrage lautete: Wie wollen Sie das Haus erhalten, sobald das Geld aufgebraucht ist? Das überzeugte, sich eine neue Idee zu suchen.

Wann immer wir Entscheidungen treffen, neue Wege beschreiten, alte weitergehen, andere Richtungen einschlagen, also Job wechseln, Weiterbildungen wählen, oder beschließen, trotz Schwierigkeiten weiterzumachen, hat das Auswirkungen auf unsere Zukunft. Hinterfragen Sie ab jetzt immer auch die Sinnhaftigkeit Ihrer Schritte. Einzig allein um nicht im Nirwana zu landen, sondern dort wo Sie hinwollen. Nur aus dem Bauch heraus den Weg gehen, ist genau so schlecht, wie nur mit dem Kopf Entscheidungen zu treffen. Aber beide zusammenzubringen, ist eine Königsdisziplin.

Die beiden Papier WOLLEN und KÖNNEN erleichtern dabei den Prozess. Beim WOLLEN liegt ihr Bauch und ihr Herz, beim KÖNNEN Ihre Stärken und Kompetenzen. Wenn Sie nun einen Herzenswunsch verfolgen, aber die Fähigkeiten dafür nicht besitzen, können Sie natürlich den Weg trotzdem gehen, aber bitte mit dem Bewusstsein, dass es noch etwas dauern kann, bis Sie als Expert:in in einer Sache erkannt werden und dass Sie mehr Geduld und fürs Erste viel Übung brauchen. Und wenn Sie nur etwas können, aber nicht unbedingt darin Freude verspüren, dann muss Ihnen bewusst sein, dass es für Sie schwer wird, Feuer zu versprühen. Setzen Sie sich daher mit beiden Papieren auseinander und überlegen Sie wo Überschneidungen zwischen wollen und können stattfinden und dort setzen Sie an. Ich wollte schon immer mein Wissen über Marketing und Karrierecoaching teilen. Ein Buch war die logische Folge. Einer meiner fehlenden Stärken war jedoch die absolut fehlerfreie Rechtschreibung und mein nicht vorhandenes Vertrauen aufgrund blöder Aussagen meiner einstigen Deutschlehrer:innen. Ein Können jedoch war, dass ich gut kommunizieren und Menschen begeistern kann. Dass es mir leicht fällt Wissen zu generieren und dieses gut verständlich mit ein bisschen Humor rüberzubringen. Also blieb ich dran und Lektor:innen bereichern seither mein Leben. Und in meinem Blog gilt das Motto: Wenn Sie einen Fehler finden, dürfen Sie ihn behalten.

Dritte Regel bei der Traumjobsuche: Analysiere deine Interessen, deine beruflichen Wünsche, werde dir deiner Fähigkeiten bewusst und übe dich in diesen. Wann immer du einen Richtungswechsel einschlägst, nutze deine Vergangenheit, statt dich dagegen zu wehren. Dein WOLLEN braucht dein KÖNNEN.

4. NETZWERKEN und VITAMIN B

Ich verspreche das Thema nicht zu strapazieren und ich werde niemanden einreden bei jeder Veranstaltung Gesichtswäsche betreiben zu müssen, oder sich jedem Netzwerk im Internet anzuschließen, oder dass „befreundet sein“ zu einem Job führt. Viel mehr geht es mir darum, sich zu überlegen, wen man kennt, der einen gegebenenfalls unterstützen kann. Wenn Sie zum Beispiel jemanden im Unternehmen XY, bei dem Sie sich bewerben wollen, kennen, können Sie wichtige Information bezüglich Do’s and Don’ts erhalten. Dabei geht es nicht darum, von jemandem wo hineingeschoben zu werden, sondern von Tipps und Insiderwissen zu profitieren. So kann man viele Hoppalas vermeiden. Man kann im Vorfeld recherchieren: Was ist dieser Chef:in wichtig? Gibt es Tabuthemen im Unternehmen? Ist es günstig eine:n Mitarbeiter:in im Unternehmen zu kennen und vermeidet man besser Vitamin B zu nutzen? Ist diese Stelle schon intern vergeben? Was muss ich können, um diese Stelle zu bekommen? Wird die Stelle erschaffen, geht hier jemand in Karenz, oder wurde jemand gekündigt? Sollte jemand gekündigt worden sein, was ging da schief, was ich wissen sollte? etc. Mit diesen Inputs kann man sich auf ein Bewerbungsgespräch viel gezielter vorbereiten.

Nun höre ich auch, dass manche Bewerber:innen ihr vorhandenes Vitamin B, als ihre Beziehungen, nicht nutzen wollen. Dass sie es alleine schaffen wollen und nicht als jene Person gelten wollen, die nur aufgrund von „Papi“ oder „Tantchen“ einen Job erhalten haben. Warum nicht, um Himmels Willen? Da hat man einen Trumpf in der Hand und will diesen partout nicht ausspielen. Das ist so ähnlich als im Lotto zu gewinnen und den Gewinn nicht abzuholen. Wissen Sie, wie vielen diese Chance nicht in die Wiege gelegt wurden? Die würden dieser Person den Vogel zeigen. Die wünschen sich nichts sehnlicher, als in den Genuss dieses Vorteils zu kommen und müssen zusehen, wie andere solche Chancen mit Füßen treten. Mir ist schon klar, worum es hier geht, diese Menschen wollen es gerne alleine schaffen und nicht im Job dann mit diesem „Papi-Stempel“ herumlaufen. Wenn jemand aus betuchtem Hause stammt, hat er den Stempel soundso drauf, ob man will oder nicht. Egal welchen Job man bekommt, es wird immer heißen, dass man nur aufgrund des Vitamin B an dieser Position sitzt. Da hilft das beste Putzmittel nichts – kein Schrubben, der Stempel wirkt wie eintätowiert. Der verschwindet nur mit der Zeit und in Kombination mit vielen eigenen Erfolgsgeschichten.

Da hilft viel mehr, wie ein Freund von mir in solchen Situationen vorgeht. Er ist auch in eine namhafte Unternehmerfamilie hineingeboren worden. Wenn dem jemand seinen Stammbaum vorwirft, hat er gelernt mit: ja ich bin ein Glückskind, schön oder? zu reagieren. Die meisten macht er damit mundtot, einfach weil viele mit einer Verteidigung rechen. Mit dieser Variante nimmt er den anderen aber den Wind aus dem Segel und der Gegenwind wird weniger. Sollten Sie also zu jenen Menschen mit Vitamin B zählen, bitte nutzen Sie diese fantastische Eintrittskarte in Ihren Traumjob. Und noch etwas. Wenn Sie von jemandem empfohlen werden, dann hauptsächlich deshalb, weil Ihnen jemand neben ihrer Sympathie, etwas zutraut. Es ist doch niemand so blöd und empfiehlt eine Person, von der er weiß, dass er früher oder später wegen der Inkompetenz dieser Person zur Rechenschaft gezogen wird. Wir empfehlen Menschen, denen wir etwas zutrauen, dann stehen auch wir gut da. Und natürlich gibt es eine Zahl an wirklich inkompetenten Personen, die nur einen Job erhalten, weil irgendjemand einem anderen einen Gefallen schuldet. Aber diesen Job sollten Sie besser eh nicht wollen, denn dort ist Ihre Kompetenz nicht gefragt. Sonst säße ja der andere nicht dort. 😉

Wenn Sie ab nun wichtige Beziehungen nutzen wollen, dann bitten Sie die Person nicht nur um Ihren Status, das ist zu billig. Sondern lassen Sie sich eine Idee einfallen von der ein Unternehmen profitieren kann und dann wenden Sie sich an Ihr Vitamin B und bitten sie, Sie zu unterstützen diese Idee zu forcieren. Da helfen Menschen viel lieber, als Ihnen nur einen Job zu besorgen. So erhalten Sie mehr Respekt auf allen Seiten.

Bei Regel Nummer 4 achte auf: Bei jeder neuen Bewerbung denke darüber nach, ob du jemanden kennst, der dir wichtige Infos beschaffen kann. Und lerne Vitamin B gekonnte für neue Ideen einzusetzen.

5. LOSGEHEN

Wenn Sie nun wissen, was Sie bei der Arbeit glücklich macht, eine Ahnung haben welche beruflichen Träume Sie mit welchen Kompetenzen antreten können, für wen und warum Sie dort arbeiten wollen und auch wie Sie die richtigen Menschen für Ihr Vorhaben gewinnen, dann ist es an der Zeit, dass Sie Ihre nächsten Schritte planen. Dabei gilt es immer, den folgende Gedankengang durchzuspielen: Was muss ich tun, um den nächsten Schritt gehen zu können?

Ein paar Beispiel:
Ich bewerbe mich bei Firma XY. Was muss ich tun, um mich bewerben zu können? Ich sollte den Markt recherchieren, um Ihnen eine gute Idee anbieten zu können.
Ich wünsche mir eine Gehaltserhöhung. Womit muss ich im Gespräch punkten, damit mein:e Chef:in einer Gehaltserhöhung zustimmt? Auflistung meiner letzten Erfolge und dem positiven Feedbacks an mich und einen Plan der nächsten Schritte skizzieren, die schon des Öfteren in letzter Zeit angesprochen wurden.

Ich weiß, manche habe es nicht gerne so durchgeplant. Aber das ist so ähnlich, als wenn man wieder mal mit dem Kopf durch die Wand will. Wenn man auf der anderen Seite angekommen ist und mit dem Inhalt des Raumes nicht zufrieden ist, war die ganze harte Arbeit umsonst. Das möchte ich Ihnen gerne ersparen.

Und nun machen Sie sich auf den Weg und finden jenen Job, indem Sie voll und ganz aufgehen und Ihre Kompetenzen einsetzen können. Viel Erfolg & Spaß wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen.

Diejenigen, die in der Welt vorankommen, gehen und suchen sich die Umstände, die sie haben wollen, und wenn sie sie nicht finden, schaffen sie sie selbst. (George Bernhard Shaw)

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